2049er

Wir machen hier so ein bisschen Meeting & Conference Calls, n bisschen in Aktien, n bisschen in Real Estate, n bisschen in Gold, n bisschen Trolley ziehen & n bisschen Meilen sammeln, Welt erkunden und Gott auslachen.....während sonst so ein paar tausend Schwarze im Mittelmeer absaufen, ein paar tausend Araber zermetzelt werden und n paar hundert Asiaten in n paar Fabriken verbrennen.

Wir müssen zwar so tun, als wären das die Gleichen, so von der Wortwahl und so. Sind sie aber in unserem Kopf nicht.

Und wir verstehen auch so gar nicht, warum die uns nicht mögen.

Liebe Deutschen, wir haben eine wirklich seltsame Ansicht dieser Welt. Und ganz ehrlich...so weit vom Mittelalter ist sie nicht entfernt.

Macht also mal, Yoga oder redet mit eurem Coach, das beruhigt...

stirbt ein Bauer. Er liegt auf den Stufen seiner Kellertreppe, obwohl er sich schon auf seinen Geburtstag gefreut hatte.

Bauer,

Du gehörtest nicht zu Denen, die momentan sterben.
Dein Tod war nicht geplant.

Es gibt zu Deinem Gang nicht mehr zu sagen,
als dass in ihm wohl ein Anfang liegt.

Einer Struktur des Alten
fehlt ein kleines Hölzchen im Unterbau.

Alles neigt sich nun um zu fallen,
in einer Zeit des schleichenden Grau.

...seit einigen Tagen.

Die Schlagzahl der Ereignisse steigt.

Die Konturen der Dinge werden genauer.

Man kann die Tage wieder an ihrem Geruch erkennen.

...heute morgen lag eine tote ratte rücklings auf dem gehweg.
sie hatte aufgegeben. lag erschöpft dort. das glänzende fell am bauche weiss, auf dem rücken braun.

und ich fragte mich: was ist das, was die menschen an ratten nicht mögen?

erfinden sich ratten selbst? fliegen sie durch die luft? stehen sie mit suvs im stau? verleugnen sie gott? verraten sie ihresgleichen?
sitzen sie im büro ihre zeit ab? sind ratten bestechlich? zocken sie gar im casino? gibt es einen rattenpuff? verbreiten sie krankheiten, indem sie in der u-bahn herumschneutzen? etc. etc.

es gibt zeiten, da möchte man moralisch einfach nur ratte sein.

hohe herren riechen nach schwimmbadklo im sommer. schon mal bemerkt?

als kind bekam ich es manchmal mit, wenn richtige „manager“ und echte "macher" unser haus besuchten.

hohe herren sprachen mit meinem vater.

ach was sie alles für seltsam normale namen hatten. sie lachten, sie schwadronierten, sie klopften meinem vater auf die schulter.....sie tranken wein und bier....und sie rochen.....

kennt ihr den geruch einer herrenschwimmbadtoilette im sommer. nicht nah. nein. sondern fern, wenn man von den umkleiden an dem wc vorbeigeht. da schwingt er mit der geruch der hohen herren.

wir gehen jetzt an die autobahn A3, kilometer 272,5, richtung norden, 1980:

der walter von der basf hängt dicht hinter horst von aeg, der den dieter von phillip-holzmann bedrängt, weil der vom egon von der thyssen-krupp aufgehalten wird.

blinker links, allle, ausser dem egon.

zuhause wartet die marianne auf den walter, die giesela auf den horst, die helga auf den dieter,
die ursel auf ihren egon.

der walter starb 1997 an einem herzinfakt, die marianne ist momentan in japan auf kultur.
der horst starb 1984 bei einem autounfall am kamener kreuz, die gisela renoviert mit dem wilfried nun ihr kleines häuschen in der nähe von lloret de mar.
der dieter starb 2006 an streukrebs, die helga macht die woche yoga und fährt nach hamburg, um den enkel jerome zu besuchen, den sie sehr, sehr lieb hat.
der egon lebt noch, steht an einem wasserhäuschen in offenbach und erzählt öfter mal von seinem beruf bei thyssen und wie ihm die ursel zwischen den händen weggestorben ist. er freut sich ab und an über einen anruf seines sohnes andreas.....er macht irgendwas grosses bei der hypo. das beruhigt den egon irgendwie.

wir gehen jetzt an die autobahn A3, kilometer 272,5, richtung norden, 2012:

der baath , partner von boston consult hängt hinter andreas von der hypo, der dicht hinter dem clemens von blackstone-invest hängt, der wiederum den stefan von steinhof real estate von der strasse drücken möchte.

zuhause wartet die monica aus new jersey auf den baath, die nung-pnongh-müller auf den andreas, die leonie-victoria auf den clemens und die jeanette auf den stefan.

die au-pairs nehmen sich eine menge freiheiten raus. die altbauwohnungen in der city sind cash bezahlt worden, der mini und der suv fahren so dahin. ansonsten bitte latte mit viel milchschaum und ohne zucker und eine menge schuhe. schuhe, schuhe, schuhe, schuhe und latte trinken sie gerne. ein bischen training im studio. das verstehen auch ihre männer.

alle leben noch.

....ihr habt in eurer Kindheit etwas übersehen.

Ihr habt übersehen, dass die Gehänselten, die Hässlichen, einmal Rache nehmen werden an denen, die natürlich besser sind.

Dies ist der Zeitpunkt der Hässlichen. Sie erheben sich und finanzieren ihr Nichts mit der schlichten Macht, Geld zu drucken.

Nicht, dass dies ewig anhält, aber momentan lassen sie es sich nicht aus der Hand nehmen. Für keinen Preis.

Schaut sie euch an. Ihr seht sie. Überall. Jeden Tag.

Schuld daran seid ihr, Gute, Schöne, Starke und Schlaue . Denn ihr habt einen klitzekleinen Moment nicht aufgepasst.

Das war das Verderben von einer, zwei Generationen. Mit viel Pech auch dreien. Danach kehrt alles natürlich wieder zum Alten.

Bis dahin.

"Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht vor die Schweine. Sonst zertreten sie sie mit ihren Füßen und machen dann kehrt und zerreißen euch." Mt 7, 6

Und es kam seine Mutter und seine Brüder und standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen. Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder draußen fragen nach dir.
Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder?

zur Zeit.

Stirbt ein Schlechter, so löst sich meiner Meinung nach die gefrorene Sekunde auf, in der wir leben.

Nur ein einziges Hölzchen....und der Turm fällt.

Doch es ist nicht so, als wäre ich schockiert über seinen "frühen" Tod.

Nein, ich bin traurig, über den Tod eines netten und schlauen Menschen.

Aber trotzdem bringt gerade sein Tod mit 67 Jahren wieder ein wenig Einklang in unsere Zeit.

Ein würdevoller Tod mit 67 Jahren. Der Tod eines warmen Menschen, der viel gelebt und gesehen hat.

Normal. Ganz normal.

Gerade in einer Gesellschaft, in der 90+ als Alter für jeden Menschen irgendwie eingepreist ist, zeigt der geruhsame Tod mit 67 eine glanzvolle Alternative zur gelangweilt absitzenden, mit körperlichen Ersatzteilen ausgestatteten, medikamentengepushten Mainstreamgestalt auf.

Einer Gesellschaft, die ohne Sinn, ohne Glaube und ohne Gott nur noch auf ihre persönliche Tachoanzeige / auf ihren persönlichen Kilometerstand schaut.
Für die der tägliche Genuss des Banalen alles heiligt.